Caroline Stanski
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„Welche Superheldenkraft hätten Sie gerne?“ – was hat diese Frage denn mit deinen fachlichen Qualifikationen zu tun? Sogenannte Stressfragen tauchen in Bewerbungsgesprächen immer wieder auf und sollten daher bei der Vorbereitung nicht außer Acht gelassen werden. Hier erfährst du, warum sie gestellt werden und wie du sie schlagfertig beantworten kannst.
Stressfragen dienen in Vorstellungsgesprächen dazu, die Kandidat*innen aus der Reserve zu locken. Das klingt zunächst nicht besonders nett, erfüllt aber einen wichtigen Zweck: Sie sehen, wie du unter Stress reagierst. Fast jeder Job bringt irgendwann Stress mit sich. Gute Bewerber*innen sollten deshalb angemessen mit Stress umgehen können. Und genau diese Fähigkeit wird mit den Stressfragen im Bewerbungsgespräch getestet.
Übrigens sind die Fragen in erster Linie nur deshalb stressig, weil sie in einer ernst zu nehmenden Situation gestellt werden. Viele der sogenannten Stressfragen sind in Wirklichkeit interessant und wenn du sie mit Freund*innen besprechen würdest, hättest du vermutlich sogar Spaß daran, dir eine Antwort zu überlegen.
Es gibt grundsätzlich vier Arten von Stressfragen, die dir in einem Vorstellungsgespräch begegnen können:
Bei einem Vorstellungsgespräch möchtest du dich von deiner besten Seite zeigen und den Gesprächspartner*innen vermitteln, dass du zur offenen Stelle passt. Das kannst du mit deinen Antworten im Gespräch beweisen. Allerdings musst du nicht jede Frage beantworten. Es gibt nämlich Grenzen, die auch Personalverantwortliche nicht überschreiten dürfen.
So darf in einem Bewerbungsgespräch z. B. nicht nach deiner ethnischen Herkunft, deiner Familienplanung oder deinem Glauben gefragt werden. Hierbei handelt es sich um unzulässige Fragen.
Okay, jetzt weißt du, wieso Stressfragen oft Teil eines Vorstellungsgesprächs sind und welche Arten es gibt. Hier einige Beispiele, mit denen du mögliche Antworten üben kannst.
Aber: Die Liste dieser Fragen kann ins Unendliche weitergesponnen werden – es gibt einfach jede Menge Fragen, die dich als Bewerber*in in den gewollten Stress versetzen können. Letztlich kannst du dich nicht auf jede einzelne Frage vorbereiten. Arbeite stattdessen eher an deiner Auffassungsgabe und Schlagfertigkeit.
Fliegen können, unsichtbar sein, übermenschliche Kräfte haben – was darf‘s sein? Diese Frage zielt darauf ab, deine Werte und Motivation zu erkennen. Denn Superheldenkräfte sind eine Erweiterung der schon vorhandenen Interessen der Superheld*innen.
Mögliche Antwort:
„Ich würde gerne die Gedanken anderer Menschen lesen können, um eine wirklich offene Kommunikation zu ermöglichen. So könnte ich Konflikten vorbeugen, gezielter mit anderen sprechen – und ich wüsste immer, was ich Leuten zum Geburtstag schenken könnte!“
→ Diese Antwort gibt Einblick in die Werte der antwortenden Person und zeigt Spontanität. Vielleicht verrät sie auch etwas über deine Soft Skills.
Nein, bei dieser Frage geht es wahrscheinlich nicht darum, ob dein*e Gesprächspartner*in und du die gleiche Lieblingsfarbe haben. Im Vorstellungsgespräch geht es darum, dass du eine Verbindung zwischen Dingen herstellst, die auf den ersten Blick nichts miteinander zu tun haben. Zum Beispiel zwischen einer deiner Interessen und einer Farbe in der Buntstiftebox.
Mögliche Antwort:
„Wenn ich eine Farbe in der Buntstiftebox wäre, würde ich Orange sein. Die Farbe Orange erinnert mich an mein erstes Tagebuch, durch das ich meine Liebe zum Schreiben entdeckt habe.“
→ Hier wurde eine Verbindung zwischen einer auf die Frage zutreffenden Antwort und einem für die Arbeit wichtigen Sachverhalt hergestellt.
Arbeitgeber möchten dich als Arbeitnehmer*in kennenlernen. Das heißt, dass einige Stressfragen auch auf deine Karriere und Arbeitsweise abzielen – sowohl auf deine bisherige Laufbahn, als auch auf deine Karriereplanung.
Mögliche Antwort:
„Für mich wäre die perfekte Arbeitsumgebung eine, in der ich Raum habe, mich für manche Aufgaben zurückzuziehen, um konzentriert arbeiten zu können und trotzdem die Möglichkeit habe, mich regelmäßig mit Kolleg*innen über die Arbeit auszutauschen. Die Wünsche der Einzelnen sollten berücksichtigt werden, aber auch das Wohlbefinden der Gemeinschaft.“
→ Die Beschreibung der perfekten Arbeitsumgebung ist spezifisch genug, um die Frage zu beantworten. Gleichzeitig ist sie auch vage genug, um nicht den Eindruck zu erwecken, dass ganz bestimmte Bedingungen für produktives Arbeiten notwendig sind.
Tipp: Klar, Übung macht den Meister. Und am liebsten würdest du für jede Frage die perfekte Antwort einstudieren. Wichtig ist aber, dass du im Vorstellungsgespräch authentisch bist und vor allem dir selbst treu bleibst. Wenn du über die Fragen vorher in aller Ruhe nachdenkst, kannst du dich so vorbereiten, dass deine Antworten im Gespräch nicht wie auswendig gelernt wirken. So stellst du außerdem sicher, dass die Antwort zu dir passt.
Kennst du das? Dir geht bei einem ersten Treffen der Gesprächsstoff aus und du sagst plötzlich Dinge, nur um die Stille zu überbrücken? Schweigen, vor allem wenn es geteilt wird, ist oft schwer auszuhalten. Manche Personaler*innen machen sich das zunutze: Indem sie keine Fragen stellen, versuchen sie, dich aus der Reserve zu locken.
Da du jetzt aber diesen Trick kennst, kannst du ihn zu deinem Vorteil nutzen: Bereite einen Sachverhalt oder eine Geschichte vor, die du in dieser Situation erzählen kannst und dich ins rechte Licht rückt. Wenn dann die Stille eintritt, stehst du nicht wie ein Reh im Scheinwerferlicht, sondern wie ein*e Schauspieler*in im Rampenlicht!
Oder aber, du nutzt die Stille, um Gegenfragen zu stellen. Ein Vorstellungsgespräch ist schließlich ein gegenseitiges Kennenlernen.
Du bist dir weiterhin unsicher, wie du deine Antworten auf Stressfragen am besten angehst? Dann haben wir hier eine Checkliste für dich:
Deine Antwort…
Und ganz allgemein: Bei Stressfragen gibt es oft keine richtige Antwort. Also nicht die eine richtige Antwort, sodass alle anderen falsch wären. Solange deine Antwort dich als Kandidat*in gut dastehen lässt, ist sie in Ordnung.
Vorstellungsgespräche sind meist eine herausfordernde Situation, die auch ohne bewusst herbeigeführten Stress nervenaufreibend genug ist. Trotzdem sind Stressfragen oft Teil des Vorstellungsgesprächs und es ist gut, wenn du dich auf sie vorbereitest. Beachtest du die folgenden Tipps, bist du gut aufgestellt:
Ein Vorstellungsgespräch ist ein gegenseitiges Kennenlernen. Du wirst ermutigt, Rück- und Gegenfragen zu stellen. Generell solltest du aber davon absehen, deinem potenziellen Arbeitgeber Stressfragen zu stellen, da das unfreundlich oder abweisend wirken könnte. Konzentrier dich stattdessen lieber auf Fragen, die dein Interesse an der Position, den Arbeitsabläufen und der Unternehmenskultur zeigen.
Im Vorstellungsgespräch wird oft nach deinen Stärken und Schwächen gefragt. Da du dich von deiner besten Seite zeigen möchtest, ist das nicht der richtige Rahmen, um all deine Schwächen preiszugeben. Schwächen, die du zugeben kannst sind z. B. Nervosität (vielleicht auch direkt im Zusammenhang mit dem Vorstellungsgespräch), dass du noch nicht allzu viel Berufserfahrung hast oder deine Direktheit.
Du kannst dich auf Stressfragen vorbereiten, indem du übst, bedacht auf Fragen zu antworten. Das heißt, du kannst einen Moment innehalten, bevor du deine Antwort gibst. In dieser Zeit kannst du deine Gedanken sortieren und überlegen, warum dir diese Frage gestellt wurde.
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