Caroline Stanski
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Innovationsfähigkeit und Kreativität sind wichtige Kompetenzen auf dem Arbeitsmarkt – und zwar nicht nur in der Kreativbranche. Kreative Lösungsansätze für neue, aber auch altbekannte Herausforderungen und Probleme braucht nämlich jede Branche. Was dir innovatives Denken in der Arbeitswelt bringt und wie du deine Kreativität stärken kannst, erfährst du hier.
Die Welt steht niemals still – das gilt natürlich auch für die Arbeitswelt! Mit neuen Technologien, die z. b. durch den Aufschwung von künstlicher Intelligenz aufkommen, aber auch durch Inflation, den demografischen Wandel und den Fachkräftemangel stehen Unternehmen und Arbeitnehmer*innen plötzlich vor völlig neuen Herausforderungen. Und neue Probleme erfordern kreative und innovative Lösungsansätze. Das berühmte „Anders denken“ gewinnt deshalb für Bewerber*innen immer mehr an Bedeutung. Um die Ecke denken, kreative Ansätze ausprobieren, innovativ denken – das sind Soft Skills, die Arbeitgebern heutzutage wichtig sind. Ganz egal, ob du bereits im Berufsleben stehst oder auf der Suche nach der nächsten Stelle bist, die Bedeutung von Kreativität und Innovationsfähigkeit am Arbeitsplatz solltest du nicht unterschätzen.
Aber wie können Bewerber*innen ihre Kreativität unter Beweis stellen? Wo findet Innovationsfähigkeit im Lebenslauf Platz? Und wie lassen sich diese beiden wichtigen Soft Skills weiterentwickeln? Das und mehr erfährst du in diesem Artikel.
Kreatives Denken ist der Schlüssel zur Innovation. „Aber das haben wir schon immer so gemacht!“, bringt uns nicht voran und führt nicht zu neuen Ergebnissen. Dabei sind neue Ansätze so wichtig, um den sich ändernden Anforderungen auf dem Arbeitsmarkt oder in der Wirtschaft gerecht zu werden.
„Die Konkurrenz auf dem Markt ist heutzutage so groß, dass die erfolgreichsten Personen oder Unternehmen über den Tellerrand hinausschauen und kreativ sein MÜSSEN, um sich von der Masse abzuheben“, erklärt Stephanie White, Direktorin bei der Personalagentur EC1 Partners im Interview mit Stepstone. „Die Verbraucher langweilen sich schneller, deswegen muss ein Produkt oder eine Dienstleistung nicht nur das Interesse wecken, sondern sie für langfristigen Erfolg des Produkts auch bei der Stange halten.“
Auch im Umgang mit künstlicher Intelligenz kann kreatives Denken von Vorteil sein. Nur wer über den Tellerrand hinausblickt, erkennt das individuelle Potenzial von KI für den eigenen Berufsalltag oder die Branche. Amazon beispielsweise testet derzeit den Einsatz von KI für die Zusammenfassung von Kundenrezensionen, während große Social-Media-Plattformen wie TikTok, Instagram und Co. ständig daran arbeiten, die Empfehlungsalgorithmen mithilfe von KI zu verbessern.
Kreativität und Innovationsfähigkeit sind aber nicht nur für Tech-Unternehmen wichtig und nützlich: Auch im Einzelhandel, im Klassenzimmer, auf der Baustelle, im Altenheim und an allen anderen Arbeitsplätzen gibt es Prozesse, die optimiert werden können. Und genau dabei hilft dir eine kreative Denkweise.
Kreativität wirkt im ersten Moment abstrakt: Kann ich lernen, kreativ zu denken? Na klar! Das erfordert aber ein bisschen Übung und – nun ja – kreative Ansätze. Die richtige Inspiration ist dabei das A und O, das weiß auch Stephanie White.
Sie rät Arbeitnehmer*innen und Bewerber*innen, sich Inspiration bei Freund*innen, Familie oder Kolleg*innen zu suchen. Wenn du vor einer Herausforderung stehst, frag Menschen in deinem Umfeld nach ihren Tipps und Ideen und nutz die Inspiration, um deiner kreativen Denkfähigkeit einen kleinen Schubs zu verpassen. Sei es vor einem Vorstellungsgespräch oder auch im Arbeitsalltag: Um neue kreative Lösungen für Probleme zu finden, hilft ein großer Erfahrungsschatz.
Das divergente Denken zeichnet sich dadurch aus, dass du dich besonders offen und experimentierfreudig mit einem Thema oder Problem beschäftigst, um so zu möglichst kreativen Ideen zu kommen. Du kannst kreative Denktechniken mit speziellen Übungen trainieren. Hier sind drei Beispielübungen, mit denen du das sogenannte divergente Denken trainieren kannst.
Schnapp dir irgendeinen Alltagsgegenstand: ein Werkzeug, ein Küchenutensil oder was sonst noch so in Reichweite liegt. Jetzt stellst du dir einen Timer auf drei Minuten und schreibst in der Zeit so viele verschiedene Verwendungsmöglichkeiten für den Gegenstand auf wie möglich. Je häufiger du diese Übung mit verschiedenen Gegenständen wiederholst, desto leichter fällt es dir, weil dein Verstand lernt, kreativer zu denken. Das nächste Assessment-Center oder Brainstorming ist dann ein Klacks für dich!
Diese Übung macht zu zweit besonders viel Spaß, funktioniert aber auch allein. Denk an zwei unterschiedliche Objekte, z. B. Gegenstände, Tiere oder Pflanzen. Du kannst beispielsweise an Objekte denken, die mit demselben Anfangsbuchstaben wie dein Vor- und Nachname beginnen. Die Aufgabe ist es jetzt, die beiden Objekte inhaltlich so zu verbinden, dass dabei ein neues Konzept, ein Produkt oder eine Dienstleistung entsteht. Ein Beispiel ist die Kombination aus Zahnpasta und Zebra: Daraus entsteht ein zebraförmiger Zahnpastaspender für Kinder. Versuch’s doch gleich selbst!
Auch eine super Übung für die eigene Brainstorming-Kompetenz: Überleg dir ein reales oder fiktives Problem. Deinen Timer stellst du bei dieser Übung auf zehn Minuten und überlegst dir in der Zeit zehn unterschiedliche Lösungsansätze für das Problem. Hier geht es darum, der eigenen Kreativität freien Lauf zu lassen. Vergiss dabei Argumente wie: „Aber das ist doch viel zu teuer!“ oder „Dafür müssten zu viele Menschen zusammenarbeiten.“ Darum geht es nicht. Es geht einzig und allein darum, dass du ganz frei und ohne Hemmungen über einen Sachverhalt nachdenkst.
Warum kreatives und innovatives Denken so wichtig ist, haben wir weiter oben bereits erklärt. Wie stellst du nun aber deine Kreativität unter Beweis, etwa im Lebenslauf?
Wenn es für die Branche und den Job relevant ist, kannst du deiner Bewerbung ein Portfolio anhängen. Es eignet sich, um Arbeitsproben aufzubewahren, z. B. Textproben, Designs oder aber auch Unternehmensstrategien, die du im Laufe deiner Karriere oder speziell für das Portfolio angefertigt hast. Auch digitale Portfolios werden immer beliebter. Kreative Köpfe ersetzen mittlerweile die gesamten Bewerbungsunterlagen durch digitale Bewerbungs-Websites, inkl. Lebenslauf, Anschreiben, Vorstellungsvideo und Arbeitsproben. Ein innovativer Ansatz, oder?
Für ein kreatives Anschreiben rät Stephanie White: „Nimm dir die Zeit und überleg dir kreative Gründe, warum du dich ausgerechnet für dieses Unternehmen und die Stelle interessierst. Dabei kannst du ruhig auch persönliche Argumente anbringen. So hebst du dich von anderen Bewerber*innen ab.“
White warnt aber auch davor, bei der Gestaltung des Lebenslaufs zu kreativ zu sein. Das kann zu völlig neuen Problemen führen. „Es gibt Trends, in Lebensläufen beispielsweise Tortengrafiken zu verwenden, um deine Fähigkeiten zu bewerten, oder deine Persönlichkeitseigenschaften auf einer Skala von 1 bis 5 einzustufen. Das kann nach hinten losgehen: Einerseits erkennen digitale Recruiting-Softwares diese Formate möglicherweise nicht und können die enthaltenen Infos nicht verarbeiten Andererseits könnte diese Darstellungsform auch für Personalentscheider*innen zu verspielt sein und den Fokus vom Wesentlichen ablenken.“
Stattdessen rät White, deine Kreativität und Innovationsfähigkeit im Lebenslauf durch die Wortwahl und das Layout unter Beweis zu stellen. Doch auch hier gilt: Weniger ist oft mehr.
Nach dem Lebenslauf und dem Anschreiben folgt hoffentlich das Vorstellungsgespräch. Auch hier solltest du natürlich zeigen, wie du deine Kreativität und Innovationsfähigkeit im Arbeitsalltag einbringen wirst.
Stephanie White sagt zum Thema Kreativität im Vorstellungsgespräch:
„Sei du selbst! Mit Standardantworten hebst du dich nicht von der Masse ab. Wenn du aber authentische Antworten gibst und deine Persönlichkeit mit einbringst, wirkst du unabhängig und kreativ.“
Zeig bei der Beantwortung von Fragen im Vorstellungsgespräch mithilfe von Praxisbeispielen, wie du Probleme kreativ gelöst hast. Wenn dir nichts einfällt, denk an Situationen, in denen du zum Beispiel mit einem Brainstorming eine innovative Lösung für ein Problem gefunden hast.
Nutz in jedem Fall die Möglichkeit, deinem Gegenüber am Ende des Gesprächs Fragen zu stellen, denn auch damit kannst du deine kreativen Fähigkeiten unter Beweis stellen. Nimm dir vor deinem Termin die Zeit, gut durchdachte, relevante Fragen zu notieren. Die Fragen können sich zum Beispiel auf die Branche im Ganzen beziehen oder aktuelle Herausforderungen für dein Wunschunternehmen thematisieren. Achte nur darauf, dass deine Fragen nicht durch eine schnelle Google-Recherche beantwortet werden könnten. Sonst geht der Schuss eher nach hinten los. Sprichst du aber genau die Themen an, die dein Wunschunternehmen gerade am meisten beschäftigen, und hast vielleicht sogar einen ersten Lösungsansatz im Gepäck, hinterlässt du einen besonders guten Eindruck.
Wir leben im digitalen Zeitalter und die sozialen Medien bieten endlose Möglichkeiten zur kreativen Selbstdarstellung und Eigenwerbung – auch im beruflichen Kontext. Auf diesen Netzwerken kannst du dich selbst als Marke aufbauen und etablieren. White verweist dafür vor allem auf das Karriere-Netzwerk LinkedIn und zwar aus gutem Grund: Personaler*innen, die deinen Lebenslauf vor sich liegen haben, werden mit ziemlicher Sicherheit früher oder später eine Online-Recherche zu deiner Person durchführen. Das bedeutet nicht nur, dass du vorsichtig sein solltest mit den Dingen, die du veröffentlichst – nein, du kannst diese Recherche auch für deine Zwecke nutzen und deine Profile professionell, innovativ und kreativ gestalten. Du hast selbst in der Hand, welchen Eindruck du online hinterlässt.
„Achte darauf, dass deine Beiträge für deine Branche relevant, originell und positiv sind, damit du aus der Masse an Bewerber*innen herausstichst“, sagt White. Vor allem solltest du sicherstellen, dass du dort nicht verzweifelt wirkst. „Ja, es ist gut, auf Plattformen um Hilfe zu bitten, aber wenn sich alle deine Beiträge um deine Jobsuche drehen, könnten Personaler*innen denken, dass du gar nicht an ihrem Unternehmen im Speziellen interessiert bist“, sagt White. Konzentrier dich auf den Plattformen lieber auf deinen persönlichen Auftritt: Stell sicher, dass du eine knackige und aussagekräftige Vorstellung deiner Persönlichkeit und Kompetenzen einbaust, um die Aufmerksamkeit der Personalverantwortlichen zu erregen. Dann sollte es an deinem Online-Auftritt nicht scheitern.
Die Fähigkeit des kreativen Denkens wird dir helfen, dich von anderen Bewerber*innen abzuheben. So kannst du dir im Bewerbungsprozess, aber auch am Arbeitsplatz einen Vorteil gegenüber der Konkurrenz verschaffen.
Kreativität bezieht sich dabei nicht ausschließlich eine künstlerische Begabung, wie beispielsweise Design oder redaktionelles Schreiben. Auch kreative, sprich innovative Lösungsansätze sind ein Ausdruck von Kreativität. Die Fähigkeit, um die Ecke zu denken und über den Tellerrand hinauszuschauen, um neue oder bekannte Probleme und Herausforderungen zu meistern, ist bei Arbeitgebern besonders gern gesehen.
Scheu dich nicht, deine Komfortzone zu verlassen – das ist es, was Kreativität ausmacht. In deinem Lebenslauf oder deinem Anschreiben bieten sich bereits Möglichkeiten, deine kreativen Fähigkeiten unterzubringen. Ein Portfolio mit Arbeitsproben deiner kreativen und/oder innovativen Kompetenzen kann einen hilfreichen Anhang für deinen Lebenslauf darstellen.
Wenn du ein gutes Händchen für Design hast, kannst du auch beim Layout deines Lebenslaufs kreativ werden. Hier gilt aber: Übertreib es nicht, es sollte trotzdem ein gut strukturiertes, übersichtliches Dokument werden.
Auch deine Motivation, dich genau für dieses Unternehmen oder genau diese Stelle zu bewerben, lässt sich kreativ, authentisch und persönlich im Anschreiben formulieren.
Wirst du schließlich zum persönlichen Vorstellungsgespräch eingeladen, kannst du auch das zu deinem Vorteil nutzen und deine Kreativität in den Fokus rücken. Überleg dir beispielsweise vor dem Gespräch besonders kreative Fragen, die du deinem Gegenüber stellen kannst. Oder erzähl von Beispielen aus deiner bisherigen Laufbahn, in denen du besonders kreative Lösungswege gegangen bist, um dein Ziel zu erreichen. Nutz alle Möglichkeiten, die sich dir bieten, um deine Kreativität unter Beweis zu stellen.
Online findest du jede Menge Übungen und Gedankenexperimente, mit denen du deine Innovationsfähigkeit und Kreativität steigern kannst. Folgende Übungen können dabei helfen:
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