Sabine Schönfellner
Mehr Artikel
In der Arbeit mit internationalen Kund*innen sowie in multikulturellen und diversen Teams ist interkulturelle Kompetenz entscheidend. Doch was macht sie aus und wie erwirbt man sie? Wir bieten einen Überblick und Tipps dazu, wie man sie erwerben und bei Bewerbungen nachweisen kann.
In unserer international immer stärker vernetzten Arbeitswelt gehört die Zusammenarbeit mit Kolleg*innen oder Kund*innen aus unterschiedlichen Sprach- und Kulturräumen zum Arbeitsalltag. Neben Sprachkenntnissen ist daher interkulturelle Kompetenz entscheidend für eine erfolgreiche Zusammenarbeit.
Doch was macht interkulturelle Kompetenz aus und wie erwirbst du sie? Wir bieten dir einen Überblick und Tipps dazu, wie du diese Fähigkeit erwirbst und bei Bewerbungen nachweist.
“Interkulturell” heißt wörtlich übersetzt so viel wie “zwischen den Kulturen”. Interkulturelle Kompetenz bedeutet:
Diese spezifischen, kommunikativen Fähigkeiten helfen dir dabei , Missverständnissen vorzubeugen und Konflikte zu lösen. “Kultur” schließt dabei, neben der Herkunft, auch andere sozio-kulturelle Aspekte, wie Geschlecht, Alter und Bildungsgrad mit ein
Interkulturelle Kompetenzen umfassen eine ganze Reihe von sozialen Fähigkeiten sowie das Wissen über andere Sprachen und Kulturen. Das sind die zentralen interkulturellen Kompetenzen:
Kulturelles Bewusstsein / Sensibilität | eigene kulturelle Werte, Normen und Vorurteile kennen und verstehen, wie Wahrnehmung und Verhalten beeinflusst werden |
effektiv und verständnisvoll mit Menschen anderer Kulturen kommunizieren können | |
Anpassungsfähigkeit | sich auf Reisen ebenso wie in beruflichen Kontexten an unterschiedliche kulturelle Gegebenheiten anpassen können |
Konfliktlösung | Konflikte erkennen, Ursachen benennen können und schlussendlich diplomatisch lösen |
Empathie | Verständnis für andere Menschen aufbringen, sich in andere Menschen hineinversetzen können und ihre Position, Probleme und Gefühle nachvollziehen können |
Flexibilität | Bereitschaft, sich an unterschiedliche und vor allem auch neue Situationen anzupassen und Offenheit anderen gegenüber zu zeigen |
Respekt & Toleranz | Wertschätzung und Verständnis für andere Kulturen und Werte |
Selbstreflexion | eigene kulturelle Prägung hinterfragen und dadurch auch die eigenen Kompetenzen weiterentwickeln können |
Interkulturelle Kompetenz kannst du in unterschiedlichen sozialen Situationen beweisen, bei denen eine geschickte Kommunikation gefragt ist. Ein paar klassische Beispiele:
Der erste Eindruck zählt, daher ist gerade die richtige, formelle Begrüßung in der interkulturellen Kommunikation mit Geschäftspartner*innen wichtig. Auch nach der Coronapandemie begrüßen sich Geschäftspartner*innen in Deutschland per Händedruck, aber Körperkontakt ist nicht in allen Kulturen erwünscht:
Das gemeinsame Essen hat in beinahe allen Kulturen einen hohen Stellenwert, weshalb du auch beim Geschäftsessen auf die lokalen Gepflogenheiten achten solltest. Das ist vor allem dann wichtig, wenn du einen Deal erfolgreich abschließen möchtest. Gerade beim Thema Alkohol gibt es starke kulturelle Unterschiede:
Weitere interkulturelle Aspekte, die beim Geschäftsessen wichtig sind:
Muslime und Juden essen generell kein Schweinefleisch. Hindus hingegen essen generell kein Rindfleisch.
Dadurch, dass das Trinkgeldgeben in Deutschland ein Ausdruck von Wertschätzung für einen guten Service ist, gibt es dafür keine festen Regeln. Aufgrund der niedrigen Löhne wird in den USA hingegen 15 bis 20 Prozent Trinkgeld erwartet. In den Vereinigten Arabischen Emiraten dagegen maximal 10 Prozent üblich.
In China hat Trinkgeld jedoch kaum Tradition und wird daher oftmals sogar als beleidigend empfunden, hier solltest du also auf Trinkgeld verzichten!
Vor allem in den USA nimmt Smalltalk eine wichtige Rolle ein, aber Themen wie Religion, Sex und Politik sind tabu. In China hingegen sind Familie und Gehalt beliebte Themen für Smalltalk.
Wer über die größeren kulturellen Zusammenhänge Bescheid weiß, findet sich natürlich auch in diversen sozialen Situationen leichter zurecht. Ein paar Beispiele, was in dieser Hinsicht wissenswert für dich sein kann:
Offenheit und Transparenz wird in unserer Arbeitswelt durch flache Hierarchien immer wichtiger. Aber nicht in allen Kulturen ist es angebracht, direkt zu kommunizieren und auch Negatives anzusprechen:
Interkulturelle Kompetenz ist nicht gleich interkulturelle Kompetenz: Die Zusammenhänge sind meist sehr komplex, weshalb es für die Beschreibung von interkultureller Kompetenz verschiedene Modelle gibt, und zwar:
Unsere obige Tabelle folgt dem Listenmodell, das heißt, alle notwendigen Fähigkeiten oder Teilaspekte werden ohne Gewichtung und Verbindung zueinander aufgelistet.
Das Strukturmodell unterteilt die verschiedenen interkulturellen Kompetenzen in drei Säulen ein. Diese sind üblicherweise Folgende:
Emotionen (affektive Komponente) | Wissen (kognitive Komponente) | Verhalten (behaviorale Komponente) |
---|---|---|
|
|
|
Bei dem Prozessmodell werden die Wechselwirkungen zwischen den drei Säulen des Strukturmodells aufgezeigt: Beispiele:
Prozessmodelle schließen dabei, neben den sozialen Fähigkeiten (Soft Skills), auch methodische und fachliche Hard Skills mit ein.
Phasenmodelle stellen den individuellen und situativ angepassten Entwicklungsprozess dar. Dabei werden verschiedene Phasen durchlaufen:
Interkulturelle Kompetenzen sind nicht nur im Arbeitsleben von Vorteil für dich, sondern in beinahe allen Lebensbereichen. Denn interkulturelle Kompetenzen fördern deine emotionale Intelligenz.
Entscheidend dabei ist, dass du maßgeblich durch die Kultur geprägt bist, in die du hineingeboren wurdest, interkulturelle Kompetenzen musst du daher aktiv erlernen. Mit diesen vier Methoden kannst du dein Bewusstsein für andere Kulturen schärfen:
Der erste Schritt ist, ein Bewusstsein über die eigene kulturelle Prägung zu entwickeln, das schärft den Blick für Unterschiede. Dabei kann es hilfreich sein, gezielt nach Teamarbeit und neuen herausfordernden Arbeitssituationen zu suchen, in denen du mit verschiedenen Menschen zusammenarbeitest. Wichtig: Aus Fehlern lernen und bereit sein, es in Zukunft besser zu machen.
Die Sprache ist Ausdruck einer Kultur, daher ist nichts so sehr mit den Eigenheiten einer Kultur verbunden, wie ihre Sprache. Indem du Fremdsprachen erlernst, kannst du deine interkulturellen Kompetenzen ausbauen.
Reisen ist heutzutage in der Mitte der Gesellschaft angekommen, da es einfach und günstig ist. Indem du abseits der Touristenhotspots mit Locals in Kontakt trittst, kannst du durch Auslandserfahrungen deine interkulturelle Kompetenz schärfen.
Viel Arbeitgeber bieten ihren Arbeitnehmenden spezielle Coachings und Weiterbildungen an. Nutze diese Chance, um deine interkulturelle Kompetenz zu stärken.
Auch, wenn es oft in Stellenanzeigen nicht explizit genannt wird, werden interkulturelle Kompetenzen gerade von international agierenden Unternehmen erwartet. Damit du mit deiner Bewerbung bei diesen Unternehmen punktest, solltest du diese in deinem Lebenslauf, Bewerbungsschreiben und Bewerbungsgespräch hervorheben:
Im Lebenslauf solltest du unbedingt
Achte dabei darauf, welche Sprachkenntnisse in der Stellenausschreibung gefordert sind und überlege auch, ob du darüber hinaus noch auf andere Weise interkulturelle Kompetenz belegen kannst.
Im Bewerbungsschreiben kannst du genauer auf die interkulturellen Kompetenzen eingehen, die du in deinem Lebenslauf genannt hast. Beispiele für Formulierungen:
Wenn du dich auf eine Stelle bei einem global agierenden Unternehmen oder für ein internationales Team bewirbst, kann es durchaus vorkommen, dass du im Vorstellungsgespräch in einer Fremdsprache angesprochen wirst. Gerade bei Assessment-Centern musst du damit rechnen, in Rollenspielen deine interkulturellen Kompetenzen unter Beweis zu stellen. Hier punktest du mit Anekdoten, die du dir in der Vorbereitung zurechtlegen kannst.
Interkulturelle Kompetenz setzt sich schlussendlich aus mehreren Schlüsselkompetenzen zusammen und ist daher für ein flexibles, zukunftsorientiertes Arbeiten hochrelevant. Sie unterstützt dich einerseits in der Weiterentwicklung deiner Karriere, andererseits kann das Kennenlernen von Neuem, das Weiterentwickeln deiner sozialen Fertigkeiten und die Verbesserung deiner Sprachkenntnissen persönlich bereichernd für dich sein.
Interkulturelle Kompetenz bedeutet, respektvoll und effektiv mit Menschen aus anderen Kulturen zu kommunizieren. Es geht darum, dass du dir der Unterschiede zwischen Kulturen bewusst bist und diese respektierst. Diese Fähigkeit umfasst kommunikative Fähigkeiten, kulturelles Bewusstsein und die Fähigkeit, Missverständnisse vorzubeugen und Konflikte zu lösen.
In unserer globalisierten Arbeitswelt arbeiten wir oft mit Menschen aus verschiedenen Kulturen zusammen. Interkulturelle Kompetenz ist wichtig, um kulturelle Unterschiede zu verstehen und zu respektieren. Sie fördert ein harmonisches Arbeitsumfeld, steigert die Effizienz und Produktivität und ist besonders im Umgang mit internationalen Geschäftspartner*innen entscheidend.
Interkulturelle Kompetenz ist in vielen Berufen relevant, insbesondere in solchen, die internationalen Kontakt erfordern. Dazu gehören Berufe im internationalen Handel, im diplomatischen Dienst, in multinationalen Unternehmen, im Tourismus, in der Entwicklungszusammenarbeit und in allen Bereichen, die mit kultureller Vielfalt konfrontiert sind.
Interkulturelle Kompetenz kann durch verschiedene Methoden gefördert werden. Selbstreflexion hilft, ein Bewusstsein über die eigene Kultur zu entwickeln. Das Lernen von Fremdsprachen ermöglicht es, die Sprache einer anderen Kultur zu verstehen und sich besser in diese einzufühlen. Auslandsaufenthalte bieten direkte Erfahrungen im Ausland, die die eigene interkulturelle Kompetenz erweitern. Darüber hinaus können spezielle Coachings und Weiterbildungen am Arbeitsplatz genutzt werden, die von Arbeitgebern angeboten werden.
Eine interkulturell kompetente Person verfügt über kulturelles Bewusstsein und Sensibilität, kennt die eigenen kulturellen Werte und versteht deren Einfluss auf Wahrnehmung und Verhalten. Sie hat starke Kommunikationsfähigkeiten, kann effektiv und verständnisvoll mit Menschen aus anderen Kulturen kommunizieren und zeigt hohe Anpassungsfähigkeit an unterschiedliche kulturelle Gegebenheiten. Diese Person kann Konflikte erkennen und diplomatisch lösen, hat Empathie und die Fähigkeit, sich in andere hineinzuversetzen. Flexibilität und Offenheit gegenüber neuen Situationen sowie Respekt für andere Kulturen sind ebenfalls Kennzeichen einer interkulturell kompetenten Person.
Interkulturelle Kompetenz kann durch Selbstreflexion erworben werden, indem sich intensiv mit der eigenen kulturellen Prägung auseinandergesetzt wird. Das Erlernen von Fremdsprachen fördert das interkulturelle Verständnis, da Sprachen Türen zu anderen Kulturen öffnen. Durch Auslandsaufenthalte kann direkte Erfahrungen in anderen Ländern gesammelt werden und so das kulturelle Bewusstsein erweitern. Zusätzlich helfen interkulturelle Trainings und Workshops dabei, spezifische Fähigkeiten und Wissen zu vermitteln, die für die interkulturelle Kompetenz erforderlich sind.
Du möchtest aktuelle Tipps rund um Gehälter, Bewerbung und Karriere erhalten? Dann registriere dich kostenlos auf unserer Seite und bleib immer auf dem Laufenden.
Kostenlos registrieren