Caroline Stanski
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„Ich habe eine neue Position“ heißt es gerne auf Linkedin, oder „Ich wurde befördert“ – doch wie kommt man eigentlich an die neue Position im Unternehmen? Denn diese zu erreichen, ist selten nur Glück. Oft stehen klare Strategien und gezielte Entscheidungen dahinter. Bijan Chokoufe Nejad, Senior Staff Engineer bei Jimdo, erzählt, wie er es vom Senior-Engineer bis zu seiner jetzigen Position als Senior Staff Engineer geschafft hat – und welche Tipps er für deinen nächsten Karriereschritt hat.
Bijan Chokoufe Nejad ist Senior Staff Engineer. Mit mehr als zehn Jahren Erfahrung im Software-Engineering hat er ein tiefes Verständnis für die Herausforderungen und Möglichkeiten in diesem Bereich. Bei Jimdo arbeitet er an einem breiten Spektrum von Themen, die alle Entwicklungsteams betreffen, und setzt sein Fachwissen ein, um Verbesserungen und Innovationen voranzutreiben. Bevor er in der Privatwirtschaft arbeitete, promovierte Bijan in theoretischer Physik, was seine Leidenschaft für die Entwicklung von Softwareprodukten entfachte.
Bijan Chokoufe Nejad, 36 Jahre, Senior Staff Engineer:
Ich habe vor vier Jahren bei Jimdo als Senior Engineer angefangen. Jimdo ist ein SaaS Unternehmen mit Sitz in Hamburg und hat mehr als 230 Mitarbeiter*innen weltweit. Wir entwickeln intuitive, erschwingliche und innovative Tools und Dienstleistungen, um den geschäftlichen Erfolg von Solopreneuren und Kleinstunternehmen zu unterstützen. Ich habe bewusst einen Rückschritt aus meiner alten Position als Technical Lead in einem anderen Unternehmen gemacht, weil ich in einem größeren Unternehmen arbeiten wollte, um mich dort noch besser entwickeln zu können.
1. Der erste Schritt zur Beförderung ist, dass man selbst weiß, dass man befördert werden möchte.
Karriereplanung beginnt bei einem selbst. Wenn du nicht klar darüber bist, was du willst, wird es dein Umfeld auch nicht sein. Nach einem Jahr im Unternehmen habe ich deshalb meinem Manager gesagt, dass ich gerne Staff Engineer werden möchte. Ein Staff Engineer ist bei Jimdo jemand, der als Stabsstelle in der Entwicklung fungiert. Diese Person wird hinzugerufen, um besonders wichtige und komplexe Projekte technisch zu verantworten. Ich glaube es ist wichtig, das man selbst weiß, dass man den Wunsch hat, beruflich weiter voranzukommen.
2. Sag deiner*m Manager*in, dass du befördert werden möchtest
Wenn man das weiß, dann folgt der zweite Schritt, es auch zu kommunizieren. Es ist nicht immer einfach, diesen Wunsch zu äußern, vor allem, weil ich wusste, dass ich noch Entwicklungspotenzial hatte und viele Fähigkeiten bei Jimdo noch nicht zeigen konnte. Aber nur wer offen kommuniziert, kann die nötige Unterstützung erhalten. Beispielsweise gab es in in meinem ersten Team wenig Raum, um technische Führung zu übernehmen, da es aus sehr erfahrenen Mitgliedern bestand. Mein Manager hat dann dafür gesorgt, dass ich in ein anderes Team kam und dieses nach vorne bringen konnte.
Wichtig ist es zudem, eine gute Beziehung zu seinem sogenannten „Skip-Level“-Manager zu pflegen – also dem Vorgesetzten des direkten Managers. Es lohnt sich, regelmäßig, etwa in einem vierteljährlichen 1on1, in den Austausch zu gehen. So bekommt man nicht nur eine andere Perspektive auf die Herausforderungen des Unternehmens, sondern kann auch seine eigenen Einschätzungen und Ideen einbringen. Da dieser Manager oft in Beförderungsentscheidungen involviert ist, ist es von Vorteil, wenn man bereits bekannt ist und einen positiven Eindruck hinterlassen hat.
- Björn Chokoufe Nejad, Senior Staff Engineer bei Jimdo, hat gezielt auf seine Beförderung hingearbeitet.Ich habe nicht darauf gewartet, dass jemand mir diese Rolle anbietet.
3. Schätze deine Leistungen realistisch aber selbstbewusst ein
Jede Firma hat natürlich eigene Strukturen. Bei Jimdo ist es so, dass es ein „Competency Framework“ für Entwickler*innen gibt, in diesem wird festgehalten, wie stark ausgeprägt zum Beispiel technisches Know-how ist oder wie gut die Kommunikations-Skills sind. Dieses Framework füllt man selber aus, man schätzt sich also selbst ein und der Manager füllt es ebenfalls aus und gibt seine Einschätzung zur Leistung. Dann spricht man gemeinsam darüber, auf welchem Level man steht. Das Competency Framework bei Jimdo hat mir gezeigt, wie wichtig Selbstreflexion ist. Ich habe gelernt, an meinen Schwächen zu arbeiten und gleichzeitig selbstbewusst meine Stärken zu präsentieren.
4. Mache den Job, den du machen willst
Einmal im Jahr gibt es jetzt einen firmenweiten Performance-Review und in diesem Prozess kann es dann eine Beförderung geben, wenn man die Erwartung an die Rolle übersteigt. Bei mir war es ursprünglich so, dass meine gewünschte Beförderung in der ersten Runde nicht geklappt hat. Davon habe ich mich aber nicht entmutigen lassen. Hier hilft es ganz selbstbewusst zu bleiben. Das klappt besonders gut, wenn man auch direkte Zahlen und Erfolge parat hat. Deshalb pflege ich ein sogenanntes "Brag-Document", indem ich alle meine Erfolge festhalte. Ich hatte nämlich die Chance den Job des Staff Engineers zu übernehmen, ohne die offizielle Position schon bekommen zu haben. Ich habe beispielsweise ein Team externer Entwickler*innen geleitet und bin bei Projekten eingesprungen, die über meine damalige Position hinaus gingen. Diese Chance habe ich genutzt, um zu zeigen, dass ich der Aufgabe gewachsen bin.
5. Du musst über das Team hinaus wirken
Ein Staff Engineer muss über das Team hinaus wirken. Ich habe früh gelernt, technische Themen verständlich zu erklären und mit Kolleg*innen aus anderen Abteilungen zusammenzuarbeiten. Das war entscheidend, um meinen Impact zu vergrößern.
Nach zwei weiteren Jahren habe ich gemerkt, dass ich mich weiterentwickelt habe. In unserer Karriereleiter war Senior Staff Engineer zwar angedacht, aber keiner im Unternehmen hatte diese Position. Diesmal habe ich argumentiert, dass ich als Mentor anderer Staff Engineers agiere, ein Projekt umgesetzt habe, dass Jimdo einen fast siebenstelligen Betrag gespart hat, und ich habe mich als Speaker positioniert. Und war dann im vergangenen Jahr auf der Staff Plus – einer Konferenz in London für technische Führungskräfte – und habe dort über Jimdo gesprochen. Ich habe also meinen Impact ausgeweitet. Danach hat es auch mit der Beförderung geklappt. Ich habe nicht darauf gewartet, dass jemand mir diese Rolle anbietet. Stattdessen habe ich gezeigt, warum diese Position für das Unternehmen sinnvoll ist – und was ich einbringen kann, um sie auszufüllen.
Von einer Beförderung spricht man, wenn ein*e Arbeitnehmer*in in eine höhere Position innerhalb der Hierarchie aufsteigt. Damit sind oft mehr Verantwortung, ein höheres Gehalt und ein neuer Titel verbunden.
Eine Beförderung erfolgt in der Regel, wenn ein*e Mitarbeiter*in durch Leistung, Erfahrung oder Führungsqualitäten auffällt. Sie kann auch im Rahmen interner Stellenausschreibungen, nach Feedbackgesprächen oder bei Umstrukturierungen angeboten werden.
Nein, einen rechtlichen Anspruch auf eine Beförderung gibt es nicht. Sie liegt im Ermessen des Arbeitgebers und bedingt oftmals auch, dass eine entsprechende Position im Unternehmen zu besetzen ist. Allerdings können klare betriebliche Regelungen oder Zielvereinbarungen zur Entscheidungsgrundlage beitragen.
Ja, eine Beförderung kann abgelehnt werden, wenn die neuen Aufgaben oder Rahmenbedingungen nicht mit den eigenen Vorstellungen übereinstimmen. Wichtig ist, dies respektvoll zu kommunizieren und die Gründe darzulegen.
Zunächst sollte man ein klärendes Gespräch mit der Führungskraft suchen, um Feedback zu den eigenen Leistungen und Entwicklungsmöglichkeiten zu erhalten. So können Sie verstehen, was gefehlt hat, und gezielt daran arbeiten. Gleichzeitig hilft es, die eigenen Erfolge sichtbar zu machen und langfristig in Gesprächen proaktiv Interesse an einer Weiterentwicklung zu zeigen.
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