Laura Henrich
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Soziale Inkompetenz? Wir alle sind damit schon in Berührung gekommen. Manche Menschen scheinen kein Gespür für ihr Gegenüber zu haben. Sie unterbrechen ständig, machen unangenehme Witze, provozieren immer wieder Konflikte oder sorgen auf andere Weise für schlechte Stimmung. Wenn möglich, gehen wir ihnen lieber aus dem Weg. Klenico-CEO Laura Henrich hilft Menschen mit psychischen Beschwerden und erklärt, wie man mit sozialer Inkompetenz am besten umgeht – im Job und privat.
Damit sind wir schon mitten im Thema: Soziale Inkompetenz bezeichnet die Unfähigkeit, effektiv und empathisch mit anderen Menschen umzugehen. Menschen mit geringer sozialer Kompetenz zeigen wenig Einfühlungsvermögen und sind oft ungeschickt im Umgang mit anderen, merken also zum Beispiel nicht, wenn sie etwas Unpassendes oder Verletzendes sagen. Das liegt daran, dass sie Schwierigkeiten haben, soziale Signale richtig zu deuten. Dadurch geraten sie häufiger in Konflikte als ihre Mitmenschen und es fällt ihnen schwer, diese Konflikte für alle Seiten zufriedenstellend zu lösen.
Das wiederum führt dazu, dass ihre Mitmenschen ihnen oft ablehnend und genervt gegenüberstehen. Der sozial inkompetente Mensch merkt das zwar, kann sich aber meist nicht erklären, was der Grund für die Ablehnung ist und warum er bei anderen so schlecht ankommt. Den wenigsten Menschen ist das egal (weil wir soziale Wesen sind und Zustimmung brauchen), so dass sich sozial inkompetente Menschen oft unwohl und verunsichert fühlen. Meistens wünschen sie sich bessere Beziehungen und mehr Kontakt, wissen aber nicht, wie sie das anstellen sollen.
Soziale Inkompetenz kann viele Gründe haben. Manchmal sind psychische Erkrankungen wie soziale Phobien oder Entwicklungsstörungen wie Autismus die Ursache dafür, dass Menschen soziale Signale nicht richtig deuten können oder soziale Situationen ganz meiden.
Zudem spielt die Persönlichkeit eine Rolle, oft im Zusammenspiel mit Umwelt und Lebenserfahrung: So führt extreme Schüchternheit oft zu einem zurückgezogenen Leben, das wenig Gelegenheit bietet, soziale Fähigkeiten zu trainieren. Auch das soziale Umfeld hat einen großen Einfluss auf die Entwicklung sozialer Kompetenzen: Sind beispielsweise die Eltern eines Kindes sozial inkompetent, wird dieses sehr wahrscheinlich viele ihrer Verhaltensweisen kopieren.
Woran merkt man eigentlich, ob man selbst sozial inkompetent ist oder zumindest Nachholbedarf in diesem Bereich hat?
Du merkst es vor allem daran, dass du von anderen immer wieder negatives Feedback zu deinem Verhalten oder deiner Kommunikation bekommst. Wirst du häufig missverstanden oder fühlen sich andere von dir missverstanden und bringen dies zum Ausdruck? Das ist ein Zeichen dafür, dass es dir möglicherweise an sozialer Kompetenz mangelt.
Wenn du dich in sozialen Situationen häufig unwohl fühlst, wenn es dir schwerfällt, neue Kontakte zu knüpfen und Beziehungen aufzubauen und zu pflegen, ist es gut möglich, dass soziale Inkompetenz der Grund dafür ist.
Natürlich kommt man auch als sozial inkompetenter Mensch irgendwie durchs Leben - vorausgesetzt natürlich, die soziale Inkompetenz ist nicht extrem ausgeprägt. Aber die Einschränkungen sind groß. Denn eine tiefe, liebevolle Verbundenheit mit anderen Menschen ist die wichtigste Voraussetzung für die Zufriedenheit mit dem eigenen Leben.
Soziale Kompetenz ist dafür natürlich ein Schlüsselfaktor.
Und nicht nur das: Auch in Beruf und Karriere spielt soziale Kompetenz eine sehr große Rolle. Schon in der Ausbildung oder im Bewerbungsverfahren ist soziale Kompetenz wichtig und natürlich auch im späteren Berufsleben, denn es gibt nur wenige Berufe, in denen zwischenmenschliche Interaktion keine Rolle spielt. In den meisten Berufen hast du Kolleg*innen, Kund*innen und Vorgesetzte, da ist soziale Kompetenz gefragt - ob im Meeting, im Feedbackgespräch, beim Neukunden-Pitch oder bei der Zusammenarbeit im Team.
Die gute Nachricht ist: Soziale Inkompetenz lässt sich beheben. Wenn du Defizite bei dir erkannt hast, ist das ein erster wichtiger Schritt zur Selbstreflexion und Verbesserung.
Was kannst du also konkret tun?
Gleichzeitig solltest du immer nachsichtig sein: Nicht nur mit anderen, sondern auch mit dir selbst. Niemand ist perfekt und wir alle haben uns schon unzählige Male anderen Menschen gegenüber seltsam verhalten. Das gehört zum Leben dazu. Wenn man auch mal über sich selbst lachen kann, hilft das ungemein, langfristig am Ball zu bleiben und nicht den Mut zu verlieren, wenn mal etwas nicht so läuft wie geplant.
Manchmal ist es notwendig, professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen. Wenn du zum Beispiel große Angst vor sozialen Situationen hast, die du alleine nicht bewältigen kannst, ist eine Psychotherapie oft die beste Lösung. Wenn es dir trotz Anstrengung und Übung nicht gelingt, deine kommunikativen Fähigkeiten zu verbessern, kann ein professionelles Coaching oder ein Kommunikationstraining, zum Beispiel in Form eines Seminars mit anderen Teilnehmer*innen, durchaus hilfreich sein.
Soziale Kompetenz ist eine Fähigkeit, die fast jede*r erlernen und ausbauen kann - mit Geduld, Übung und der richtigen Einstellung. So verbesserst du nicht nur dein eigenes Leben, sondern hast auch einen positiven Einfluss auf die Menschen um dich herum.
Seit fast zehn Jahren treibt Laura Henrich Digital-Health-Innovationen in verschiedenen Führungspositionen voran, unter anderem als Chief Marketing Officer von midge medical, dem Entwickler eines Verfahrens zur vereinfachten Blutentnahme und -testung, und als Business Development Director von welldoo, einem Startup, das Gesundheitsapps für Krankenkassen und Pharmaunternehmen entwickelt. In ihrer aktuellen Rolle als CEO von Klenico verfolgen ihr Team und sie ein großes Ziel: Die Revolution der Psychotherapie. Das Unternehmen hilft Menschen mit psychischen Beschwerden dabei, schnell und einfach die richtige Diagnose zu erhalten und die passende Therapie zu finden.
Über Klenico
Klenico ist aus einem Spinoff der Universität Zürich entstanden. Das Unternehmen mit Sitz in der Schweiz und Deutschland hat eine klinisch validierte Software zur Diagnose psychischer Erkrankungen entwickelt, um Therapeut*innen in ihrer Arbeit zu unterstützen. Mittlerweile bietet das Unternehmen auch eine Lösung für Endverbraucher*innen, außerdem wird die Software erfolgreich in Unternehmen und von Krankenversicherungen eingesetzt. Ziel ist in allen Anwendungsfällen das frühzeitige und korrekte Diagnostizieren psychischer Beschwerden oder Erkrankungen.
Soziale Inkompetenz äußert sich in Schwierigkeiten, angemessen auf andere zu reagieren, häufigen Missverständnissen und Konflikten, unangemessenen Kommentaren und mangelndem Einfühlungsvermögen. Betroffene merken oft nicht, wenn sie etwas Unangemessenes sagen oder tun.
Soziale Kompetenz umfasst die Fähigkeit, empathisch und respektvoll zu kommunizieren, Konflikte zu lösen, soziale Signale richtig zu deuten und positive Beziehungen aufzubauen. Dazu gehören auch aktives Zuhören, angemessenes Reagieren und die Fähigkeit, sich in andere hineinzuversetzen.
Niedrige soziale Intelligenz bedeutet, dass jemand Schwierigkeiten hat, die Gefühle und Bedürfnisse anderer zu erkennen und entsprechend darauf zu reagieren. Dies führt häufig zu Missverständnissen, Konflikten und einer negativen Wahrnehmung durch andere.
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