Stella Paschen
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Sozialkompetenz zählt zu den wichtigsten Soft Skills im Berufsleben. Viele Arbeitgeber setzen sie heute voraus. Doch was steckt eigentlich dahinter? Und was ist, wenn Sozialkompetenz nicht zu deinen Stärken zählt? Hast du dann Pech gehabt? Wir haben die Antworten.
Unser Alltag ist geprägt von zwischenmenschlichen Interaktionen. Ständig kommunizieren wir, online, analog, mit Worten oder stumm – immer sind wir auf Sendung. Wie bei allen Tätigkeiten brauchen wir auch hier bestimmte Kompetenzen. Bei der Kommunikation mit anderen Menschen ist vor allem die Sozialkompetenz wichtig. Darunter fallen beispielsweise Selbstwahrnehmung, Empathie oder Konfliktfähigkeit. Ohne diese Eigenschaften würden wir wahrscheinlich ständig aneinander vorbeireden oder Monologe halten. Im Berufsleben zeigt sich Sozialkompetenz besonders im Kundenkontakt oder beim Teamwork mit Kolleg*innen und Vorgesetzen. Für den kommunikativen Bereich und bei Führungskräften setzen Arbeitgeber heute eine sehr hohe Sozialkompetenz voraus, was sich auch bei Stellenausschreibungen zeigt. Hier sind soziale Kompetenzen sehr gefragt. Wir verraten dir, welche Fähigkeiten genau gemeint sind, auf welche Eigenschaften es im Job ankommt und wie du deine Sozialkompetenz trainieren kannst.
Bei der sozialen Kompetenz handelt es sich genau genommen nicht um eine einzelne Eigenschaft, sondern um ein ganzes Bündel an Kompetenzen. Daher ist es in der Wissenschaft auch verbreitet, von sozialen Kompetenzen zu sprechen. Umgangssprachlich und im Englischen spricht man in diesem Zusammenhang auch von „Social skills“. Sie umfassen die
Wichtig: Hat eine Person Sozialkompetenz, heißt das nicht unbedingt, dass sie sich auch immer und ständig sozial kompetent verhalten wird. Andersherum kann man nicht von mangelnder sozialer Kompetenz sprechen, wenn ein Mensch mit seinem Verhalten mal einen Konflikt provoziert o. Ä.
Ein Beispiel für Sozialkompetenz am Arbeitsplatz:
Du beginnst einen neuen Job. Am ersten Tag begegnest du deiner neuen Chefin. Du weißt, dass es nicht angemessen wäre, sie richtig herzlich zu drücken – selbst dann nicht, wenn du bereits ihre Funktion im Unternehmen kennst oder sie ganz gut einschätzen kannst. Deine Vorgesetzte könnte dein Verhalten vielleicht als übergriffig empfinden. Woran liegt das? Unsere Kultur, Normen, Werte etc. formen unsere Verhaltensregeln. Das Wissen darüber ist situationsübergreifend und hilft dir, dich angepasst zu verhalten. Es gilt immer noch, wenn deine Chefin beispielsweise nach einer Woche Geschäftsreise in die Firma zurückkehrt und du sie wiedertriffst. Auch dann würdest du ihr (hoffentlich) nicht um den Hals fallen.
Im Folgenden findest du eine Liste mit den wichtigsten Sozialkompetenzen, mit denen du sowohl im sozialen Miteinander als auch im Job punkten kannst. Es gibt vier Kategorien: Umgang mit sich selbst, Umgang mit anderen, Teamarbeit und Menschenführung. Zu diesen Gruppen zählen jeweils verschiedene Sozialkompetenzen. Je ausgeprägter sie bei dir sind, desto kompetenter bist du in diesem Bereich. Leider kannst du diese Fähigkeiten nicht durch Zeugnisse, Zertifikate oder Abschlüsse belegen. Sie kommen erst im Kontakt zu anderen zum Vorschein.
Dazu gehören:
Die Eigenschaften Selbstbewusstsein, Selbstwertgefühl, hohe Belastbarkeit etc. sprechen dafür, dass du gut mit dir selbst umgehst. Sich zu mögen ist nicht immer einfach – aber für den beruflichen Alltag sehr hilfreich.
Wer viel Eigenverantwortung besitzt, kann für seine Entscheidungen und Meinungen einstehen. Das ist wichtig als Führungskraft. Menschen mit hoher Belastbarkeit haben selbst in stressigen Situationen viele sozial-emotionale Kompetenzen: Sie können ruhig und kontrolliert handeln.
Auch Selbstdisziplin ist im beruflichen Kontext ein oft unterschätzter Erfolgsfaktor. Nicht alle Aufgaben, die dir aufgetragen werden, liegen dir. Das kennt jede*r. Bist du sehr diszipliniert, kannst du an Sachen dranbleiben, selbst wenn sie herausfordernd sind, und sie abhaken – ein Soft Skill, der dich weit bringen kann.
Ein Beispiel: Am Anfang deiner Karriere hast du Präsentationen gemieden. Du hast dich unwohl gefühlt, vor anderen zu sprechen. Das wolltest du ändern. Du hast einen Weiterbildungskurs zu dem Thema belegt und viel geübt. Mittlerweile hältst du größere und kleinere Vorträge vor Seminargruppen ¬– und gibst heute anderen Rhetorik-Tipps.
Dazu gehören:
All diese Eigenschaften tragen zu einem guten Verhalten anderen gegenüber und zur gelungenen Kommunikation bei – im beruflichen wie im privaten Umfeld. Hinter emotionaler Intelligenz steckt beispielsweise die Fähigkeit, seine eigenen Gefühle und die von anderen richtig wahrzunehmen, sie zu verstehen und angemessen auf sie zu reagieren. Du weißt z. B., welche Situation welche Art der Kommunikation erfordert. Emotional Intelligente sind empathisch, können sich gut in andere hineinversetzen und zeigen viel Verständnis. Dieser Soft Skill zählt zu den wichtigsten sozialen Kompetenzen. Konfliktfähigkeit bedeutet, dass du dich Konflikten stellst, ohne sie absichtlich herbeizuführen.
Kompromissbereite Menschen sind oft Diplomaten und immer bemüht, eine gute Lösung zu finden, damit auch ihr Gegenüber happy ist. Man könnte auch sagen, dass die Problemlösungskompetenz bei ihnen sehr hoch ausgebildet ist. Auch in Verhandlungen ist Kompromissbereitschaft sehr von Vorteil. Wer anderen entgegenkommen kann, erzeugt Offenheit und signalisiert: Wir ziehen gemeinsam an einem Strang.
Ein Beispiel: In der Gehaltsverhandlung mit deinem Chef bist du etwas von deinem Wunschgehalt nach unten abgewichen. Dafür hast du ein Firmenhandy und ein Ticket für den öffentlichen Nahverkehr ausgehandelt.
Dazu gehören:
Die wenigsten Menschen arbeiten alleine. Mit anderen im Team gut auszukommen, ist eine Grundvoraussetzung, um vernünftige Leistungen zu erbringen. Durch eine ausgeprägte Kooperationsbereitschaft, Kritikfähigkeit, Anpassungsfähigkeit, Lernbereitschaft und Hilfsbereitschaft wird deutlich, dass du in diesem Bereich sozial kompetent bist. Vor allem neue Mitarbeiter*innen in einer Firma müssen sehr flexibel und anpassungsfähig sein, gerade in Zeiten wechselnder Home Office- und Bürotage. Als „Neuling“ sowie langjährige*r Mitarbeiter*in musst du dich bis zu einem gewissen Grad an Konzern- oder Büroregeln anpassen. Damit sind Begrüßungsformen gemeint, Verhaltensregeln für Meetings, Pausen-Kultur etc. Nur so können überhaupt Teams entstehen und effektiv zusammenarbeiten. Auch im Umgang mit Kunden oder Vorgesetzten gibt es soziale Umgangsformen.
Ein Beispiel: Auch, wenn du deinen Bürogenossen nicht leiden kannst, musst du dich an bestimmte Höflichkeitsrituale halten. Würde jeder seinen eigenen Stiefel durchziehen und sich so verhalten, wie es gerade gefällt, wären Konflikte die Folge, im schlimmsten Fall ein Auseinanderbrechen der gesamten Organisation.
Dazu gehören:
Als Führungskraft bist du verantwortlich für dein Team und für dich selbst. Du nimmst daher eine Vorbildfunktion ein. Um eine gute Führungskompetenz zu entwickeln, braucht es vor allem Durchsetzungsfähigkeit, Motivationsfähigkeit und einen ausbildeten Gerechtigkeitssinn. Der Aspekt des Durchsetzungsvermögens ist für das berufliche Leben relevant. Das gilt natürlich besonders für Führungskräfte. Durchsetzungskraft hilft dir, deine Interessen im Unternehmen erfolgreich zu verwirklichen, dich selbst zu behaupten – auch gegen Widerstände. Könntest du deinen Standpunkt nicht verteidigen, könntest du wohl kaum deine geforderten Ziele einhalten. Aber auch fürs Teamwork ist Durchsetzungsfähigkeit erwünscht: Kreative Prozesse können oft nur in Gang kommen, wenn sich jede*r mit seinen Ideen einbringt und dafür auch einsteht.
Ein Beispiel: Als Abteilungsleiter musst du auf die Kosten achten. Aus finanziellen Gründen gibt es nur noch einen Drucker für alle Mitarbeiter. Die Maßnahme musst du treffen – auch wenn das manchen Angestellten nicht gefällt.
Wichtig: Jeder Mensch kann diese Sozialkompetenzen in unterschiedlicher Ausprägung im Laufe seines Lebens ausbilden.
Soziale Kompetenz ist für Arbeitgeber, HR-Abteilungen und Personaler*innen seit Jahren ein großes Thema. In diesem Zusammenhang werden oft Synonyme wie „Soft Skills“ oder „emotionale Intelligenz“ verwendet.
Wohl kaum ein*e Personalchef*in wird heute daran zweifeln, dass soziale Kompetenzen wie Kompromissbereitschaft, Durchsetzungskraft oder Konfliktfähigkeit z. B. bei Führungskräften elementar wichtig sind. Darunter fallen zusammengefasst alle Fähigkeiten, die es uns ermöglichen, effektiv mit anderen zusammenzuarbeiten. Daher tauchen neben den fachlichen Kompetenzen auch Sozialkompetenzen unter den Anforderungen in Stellenanzeigen auf oder spätestens auf Fragebögen in Assessment-Centern.
In Jobprofilen kann z. B. direkt das Wort „Sozialkompetenz“ unter den gewünschten Anforderungen auftauchen. In dem Fall ist es ratsam, das Wort nicht 1:1 in deine Bewerbung zu kopieren, sondern durch Beispiele sozialer Kompetenzen zu belegen. Vermeide, zu schreiben „Ich habe viele soziale Kompetenzen“. Denn das ist eine leere Floskel, unter der sich niemand Genaues vorstellen kann. Formuliere konkreter, etwa so: „Meine Sozialkompetenz äußert sich in Selbstdisziplin, hoher Kompromissbereitschaft, einem ausgeprägten Gerechtigkeitssinn und guter Kommunikationsfähigkeit.“ Belege diese Fähigkeiten am besten noch mit Projekten und Aufgaben, bei denen du sie unter Beweis stellen konntest. Die richtige „Auswahl“ an Kompetenzen zu treffen ist nicht leicht. Überlege, wie du dich selbst siehst und was dir andere bisher gespiegelt haben, was sie an dir mögen. Im Zweifel kannst du auch Menschen nach deinen Fähigkeiten fragen, die dich gut kennen.
Es kommt auch vor, dass in Jobanzeigen gezielt nach Sozialkompetenzen gefragt wird. „Eigeninitiative“ oder „Kommunikationsfähigkeit“ sind beispielsweise beliebte Skills. Diese kannst du dann ebenfalls durch Beispiele aus deinem Berufsleben untermauern: „Als Führungskraft habe ich in meiner Abteilung erfolgreiche Kooperationen zu neuen Kunden aufgebaut.“
Soziale Kompetenzen festzustellen ist sehr komplex und erheblich schieriger als die Erhebung des „IQs“ (Intelligenzquotienten) durch Intelligenztests. Denn deine Fähigkeiten im Umgang mit anderen Menschen lassen sich schwer in Zahlen oder falschen und richtigen Ergebnissen ausdrücken. Tests zur sozialen Kompetenz beinhalten Fragen, die du intuitiv beantworten musst. Solche Persönlichkeitstests finden häufiger noch in Assessment-Centern statt. Das Ziel ist, zu ermitteln, ob du zum Unternehmen und zur Position passt – fachlich wie menschlich.
Auf vielen Ebenen ist die Sozialkompetenz im Berufsleben wichtig, keine Frage. Nicht nur um erfolgreich zu sein, sondern auch um produktiv arbeiten zu können. Wer sozial kompetent ist, kann seine persönlichen Ziele z. B. mit den Werten eines Teams verbinden und es beeinflussen, ohne der Gruppe dabei zu schaden – im Gegenteil.
Hinzukommt, dass in jedem Job andere Kompetenzen gefragt sind. Was in dem einen Beruf z. B. als durchsetzungsstark gilt, wird in dem anderen als unkooperativ angesehen. Deswegen reicht es nicht aus, sich Bewerber*innen auszusuchen, die soziale Kompetenzen mitbringen, sondern sie müssen die Fähigkeiten aufweisen, die zum jeweiligen Beruf passen bzw. in der Lage sein, diese Kompetenzen im betrieblichen Alltag noch zu entwickeln.
Beispiel: Die gleiche Kompetenz – zwei Jobs
Stell dir einen Grundschullehrer und eine Finanz-Managerin vor. Beide müssen über ein gewisses Maß an Durchsetzungsfähigkeit, einer sozialen Kompetenz, verfügen: Der Lehrer muss die Kinder im Zaum halten und pädagogisch wertvolle Strategien anwenden, um seine Ziele im Unterricht zu verfolgen. Diese Strategien hat er sich im Laufe der Jahre hart erarbeitet. Die Managerin muss in Verhandlungen nüchtern und besonnen die Interessen des Unternehmens durchsetzen. Auch das hat sie jahrelang trainiert. Obwohl beide Arbeitnehmer*innen ein hohes Durchsetzungsvermögen brauchen und wahrscheinlich auch haben, ist es bei den Berufen in unterschiedlicher Art und Weise erwünscht. Selbst wenn ihr Fachwissen identisch wäre, könnte man die Managerin schlecht vor eine Klasse stellen und den Grundschullehrer in eine Verhandlung mit Großkunden setzen. Die Anforderungsprofile der beiden Arbeitsplätze unterschieden sich also nicht in der Kompetenz an sich. Sie unterscheiden sich in der speziellen Situation, in der die Mitarbeiter*innen Durchsetzungsfähigkeit anwenden müssen.
Wichtig: Das sozial kompetente Verhalten gibt es ebenso wenig wie den*die Super-Mitarbeiter*in, der*die alle Schlüsselqualifikationen mitbringt und alle sozialen Kompetenzen perfekt ausgebildet hat. Arbeitnehmer*innen müssen daher wissen, wie Unternehmen sozial kompetentes Verhalten für einen bestimmten Arbeitsplatz oder eine berufliche Aufgabe definieren. Das erfahren sie z. B. in den Jobbeschreibungen und im Vorstellungsgespräch, in der Hausordnung oder durch andere Kolleg*innen vor Ort.
Wir sind alle unterschiedlich. Auch unsere Sozialkompetenzen sind unterschiedlich ausgeprägt. Die eine kann sich besser durchsetzen, dafür ruht der andere in sich und hat seine Gefühle bestens im Griff. Trotzdem gibt es ein Thema, in dem du dich gerne schulen lassen möchtest? Es steht eine Beförderung an und du würdest dich gerne darauf vorbereiten? Oder du denkst, du hast zu wenig Kompetenzen im Umgang mit dir selbst und anderen? Keine Panik. Die good news sind: soziale Kompetenzen lassen sich trainieren – zumindest bis zu einem gewissen Grad.
Viele Unternehmen haben heute eine extra Abteilung für Personalentwicklung und bieten Seminare, Coachings etc. an mit dem Fokus, vor allem das Sozialverhalten von Arbeitnehmer*innen zu fördern – in punkto Konfliktmanagement, Verhandlungen, Führung und Kundenberatung. Mach dich bei deinem Arbeitgeber schlau, ob es eine Fortbildung, einen Workshop oder ein Coachingprogramm für dich gibt. Kannst du gut argumentieren, warum du diese Weiterbildung machen möchtest, z. B. weil du bald Teameiter*in wirst, wird der Arbeitgeber die Kosten vielleicht sogar übernehmen.
Du kannst dich natürlich auch selbst herausfordern. Bist du eher schüchtern, und möchtest lernen, besser auf andere zuzugehen, frag deine Kolleg*innen nach einem Mittagessens-Date. So kannst du mit einer schon vertrauteren Person Smalltalk üben – und aktives Zuhören noch dazu. Willst du deine Schüchternheit überwinden, meld dich in größeren Runden öfter zu Wort. Du wirst sehen: Langsam aber sicher klappt es besser. Um auch eine Sicht von außen zu bekommen, hol dir Feedback von Kolleg*innen, Kund*innen, Vorgesetzten etc. ein. Bitte sie, ehrlich zu sein, denn nur das wird dir weiterhelfen. Viel Erfolg!
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